1. Tag (Fr., 24.05.2024): Individuelle Anreise nach Köln
Unsere Entdeckungsreise durch den Nordwesten Deutschlands beginnt gleich mit einem der steinernen Schätze des Landes. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 1880 galt der Kölner Dom als größter Kirchenbau der Welt. Über 50 Steinsorten – hauptsächlich Trachyt vom Drachenfels bei Bonn und Säulenbasalt aus einem weiteren Steinbruch bei Unkel – wurden verbaut. Seit 1996 zählt das eindrucksvolle Meisterwerk der Hochgotik zum UNESCO-Welterbe. Wer möchte und früh genug anreist, kann an einer Domführung teilnehmen oder die Schatzkammer des Doms besichtigen (beides optional). Neben dem äußerst wertvollen goldenen Schrein der Heiligen Drei Könige beherbergt der Dom weitere Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert. Anschließend Einkehr in einem Kölner Brauhaus und Ausklang des Anreisetags „op Kölsche Aat“.
Eine Übernachtung nahe Kölner Dom.
2. Tag (Sa., 25.05.2024): Köln – Dhünn-Talsperre – Atta-Höhle – Zeche Zollverein in Essen
Kunstvolle Höhlenwelten und das „Schwarze Gold“ des Westens
Gleich nach dem Frühstück startet unsere Rundreise in Richtung Bergisches Land, dem talsperrenreichsten Gebiet Europas. Einige Talsperren wurden bereits vor dem Bau unter Naturschutzaspekten geplant und werden seitdem von Wasservögeln besiedelt. Aber auch Geologen haben schon früh wertvolle Fossilien entdeckt und das Bergische Land durch erste bahnbrechende Erkenntnisse weltweit bekannt gemacht. Wir unternehmen eine vogelkundliche Stippvisite an den Ufern der Dhünn-Talsperre.
Weiter geht es zur Atta-Höhle, eine der größten und schönsten Tropfsteinhöhlen Deutschlands, die sich in den Korallenriffzonen des Devons vor ca. 400 Millionen Jahren gebildet hat. Wir lassen uns durch die faszinierende Höhlenwelt mit ihren kunstvollen Stalagmiten, Stalaktiten und den von Eisenoxiden gefärbten Sinterfahnen führen. Im Anschluss erwartet uns eine Besonderheit. Wir werden zu einer Verkostung des in den Höhlengängen heranreifenden würzig delikaten Atta-Käses eingeladen.
Gut gestärkt steuern wir unserem Tagesziel mitten im Herzen des Ruhrgebiets entgegen. Eine Übernachtung im inzwischen weltbekannten UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein in Essen ist geplant. Nach dem Check-in in den „Kumpel-Zimmern“ lernen wir während einer Führung durch die Originalanlagen der Kohlenwäscherei die Produktionsprozesse von der Rohkohle bis zum verwertbaren Produkt kennen und erfahren, weshalb die hier geförderte Steinkohle über 250 Jahre lang als das „Schwarze Gold“ des Westens galt. „Höhepunkt“ der Führung ist das Panoramadach mit faszinierendem Blick auf 100 Hektar Welterbe-Gelände! (F, Mittagssnack)
Eine Übernachtung vorauss. im Design Hotel Zeche Zollverein.
3. Tag (So., 26.05.2024): Essen – Halden Lothringen/Zollern – Recklinghausen – Rieselfelder Münster
Artenreiche „Industrienatur“ und ein Vogelparadies von internationaler Bedeutung
Auf den Spuren der „Route der Industrienatur“ erkunden wir am Vormittag die stillgelegten Halden Lothringen und Zollern. Derart massive Eingriffe in die Landschaft, wie sie in der Bergbauregion des Ruhrgebiets entstanden, haben zu erheblichen Umweltveränderungen mit gigantischen Halden und Gewässerverlegungen geführt – doch auf den ehemaligen Industriestandorten erobert sich die Natur ihr Terrain Stück für Stück zurück. Unterstützt und kartiert von der Biologischen Station „Westliches Ruhrgebiet“ zeigt sich eine erstaunlich hohe Biodiversität mit einem großen Spektrum verschiedener Entwicklungsstadien und Lebensraumstrukturen.
Dann geht es 1.000 m „Unter Tage“! Im Trainingsbergwerk Recklinghausen erleben wir hautnah, wie Steinkohlebergbau bis zum 31.12.2018 in Deutschland betrieben wurde. Im Anschluss der Führung erwartet uns dann noch vor Ort ein typisch bergmännisches Mittagessen.
Nicht nur für den eingefleischten Ornithologen bietet der Nachmittag dann ein wahres Highlight der Reise. Ein Mitarbeiter der Biologischen Station „Rieselfelder Münster“ führt uns zu den interessantesten, öffentlich zugänglichen Beobachtungplätzen des über 4 km² großen Vogelschutzgebiets. Das Europareservat für Wat- und Wasservögel und Natura-2000-Schutzgebiet ist ferner „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung" nach der Ramsar-Konvention der Vereinten Nationen. In und an den flachen Gewässern pulsiert jetzt das Leben. Die Artenliste umfasst in diesem Zeitraum etwa 90 Vogelarten. Grau- und Brandgansfamilien mit Jungvögeln jeglichen Alters sowie mit etwas Glück auch Knäk- und Kolbenenten lassen sich beobachten. Ständig sind jetzt Kiebitze und Uferschnepfen in den Rieselfeldern zu sehen. In den großen Schilfflächen ziehen Feld- und Rohrschwirle, Drossel-, Schilf-, Teich- und Sumpfrohrsänger sowie Bartmeisen und Blaukehlchen ihre Jungen groß. Auf den großen Wiesenflächen entdecken wir Weißstörche und Schwarzkehlchen, die beide mit mehreren Brutpaaren im Gebiet vertreten sind. Und auch die Beobachtung eines Steinkauzes beim Sonnenbad ist bei entsprechendem Wetter möglich. Den Tag lassen wir bei einem Abendessen auf der Terrasse des Heidekrugs ausklingen. (F, M)
Zwei Übernachtungen in der Umgebung Rieselfelder Münster.
4. Tag (Mo., 27.05.2024): Rieselfelder Münster – Belm – Naturpark Dümmer – Torfwerke Gramann (Vechta) – Rieselfelder Münster
Die Sagenwelt des „Steinernen Meeres“ und Torfabbau der Zukunft
Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf in Richtung Norden und statten dem „Steinernen Meer“ bei Belm einen Besuch ab. Die Saale-Eiszeit hinterließ hier vor etwa 200.000 Jahren unzählige Findlinge, darunter einen rund 70 Tonnen schweren Granit-Giganten, der in die Sagenwelt der Region Einzug nahm. Nach einem Spaziergang durch das dem Natur- und Geopark TERRA.Vita zugehörigen Schutzgebiets Weiterfahrt in den Naturpark Dümmer. Hier erwartet uns eine ortskundige Führerin zu einer moorkundlichen Exkursion. Noch vor hundert Jahren waren weite Gebiete im Norden NRWs und Niedersachsens von Mooren bedeckt, die nach Ende der beiden Weltkriege großräumig trockengelegt wurden. Heute sind nur noch kleine Flächen in einem naturnahen Zustand und mittlerweile als Rückzugsraum für seltene Pflanzen und Tiere streng geschützt. Die trockenen Flächen dienen heute der Weidewirtschaft oder dem Torfabbau.
Das immer wieder diskutierte Thema des Torfabbaus begleitet uns den weiteren Nachmittag. Die Torfwerke Gramann bei Vechta laden uns zu einer Werksbesichtigung ein. Lange hielt sich die Behauptung, einmal zerstörte Moore seien ein für allemal verloren. Sich seiner Verantwortung bewusst, stellt Torfproduzent Gramann seit einigen Jahren Forschungen zu Möglichkeiten an, ausgetorfte Flächen wieder in intakte Moore zurückzuführen. Ein Projekt, das schon jetzt erste Erfolge zeigt! Anschließend Rückfahrt in die Umgebung Rieselfelder Münster. (F)
5. Tag (Di., 27.05.2024): Rieselfelder Münster – Zwillbrocker Venn – Forschungszentrum Jülich - Aachen
Naturschutz der ersten Stunde und zukunftsweisende Forschung zur Energiewende
Heute heißt es „früh aufstehen“, denn es steht eine längere Fahrt bis an die niederländische Grenze an. Das Zwillbrocker Venn ist eines der ältesten und international bedeutendsten Naturschutzgebiete NRWs, so dass wir hier ausreichend Zeit für Erkundungen einplanen sollten. Wichtigstes Ziel des bereits in den 1970er Jahren gegründeten Schutzgebiets war die Sicherung von Lebensräumen für bodenbrütende Wiesenvögel wie Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine, Rotschenkel, Kampfläufer und Kiebitz. Heute bietet das Zwillbrocker Venn ein einzigartiges Mosaik unterschiedlichster Biotopformen von Moor, Heide, Magerwiesen, Flachgewässern, Eichen-Birkenwäldern, Feuchtweiden, Wallhecken, Gagelgebüsch und der damit verbundenen Artenvielfalt. Über 60 Vogelarten zählt das Schutzgebiet und die Heide präsentiert einige botanische Kostbarkeiten! Als Besonderheit: Die Biologische Station unterhält eine eigene Moorschnuckenherde mit über 800 Mutterschafen, die ganz nach dem Motto „Natur braucht Pflege“ 200 Hektar Moor- und Weidefläche beweiden.
Nach einer kurzen Mittagspause am Zwillbrocker Venn brechen wir zu unserem nächsten Etappenziel auf, das uns faszinierende Einblicke in die neueste Forschung zur Energiewende bietet. Aktuelle Forschungsbeispiele des international anerkannten Forschungszentrums sind u.a. der Strukturwandel im rheinischen Kohlerevier, Wasserstoff und Quantentechnologien. „Zurück in die Zukunft“ oder doch nochmals über 1.200 Jahre in die Vergangenheit reisen? Es geht weiter nach Aachen. Wenn es die Zeit zulässt, statten wir dem Aachener Dom (UNESCO-Welterbe) einen kurzen Besuch ab. Ohne Zweifel eines der glanzvollsten architektonischen Meisterwerke des frühen Mittelalters und untrennbar mit Karl dem Großen verbunden. Doch wir beschäftigen uns vor allem mit dem vor den Dommauern angelegten Mustergarten der „Capitulare de villis“. Das um 800 n. Chr. von Karl dem Großen erlassene Kapitular bildet die älteste Landwirtschaftsverordnung Europas und kann uns noch heute als erkenntnisreiches Modell dienen! Anschließend Check-in im Hotel. (F)
Zwei Übernachtungen in Aachen.
6. Tag (Mi., 28.05.2024): Aachen – Drover Heide – Schloss Paffendorf – Braunkohlerevier – Hambacher Forst – Aachen
Idyllische Heidelandschaften und Renaturierung im Braunkohle-Revier
Der vorletzte Tag unserer Reise startet zunächst gemächlich mit einer Fahrt zum Natur- und Vogelschutzgebiet Drover Heide, das am nördlichen Rand des Nationalparks Eifel liegt. Hier werden wir bereits begrüßt und ortskundig durch die Heidelandschaft geführt, die ein abwechslungsreiches Geflecht aus offenen Heide- und Grasflächen, lichtem Wald und kleinen Feuchtbiotopen bildet. Viele störungsempfindliche Brut- und Gastvögel wie Ziegenmelker, Heidelerche, Raubwürger und Neuntöter haben sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz angesiedelt. Aber auch anderen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wie dem Pillenfarn, Kreuzkröte, Kammmolch und Urzeitkrebs bietet die Drover Heide einen geschützten Lebensraum.
Gegen Mittag erreichen wir Schloss Paffendorf, das, mitten im Braunkohle-Revier zwischen den aktiven Tagebaustätten Garzweiler und Hambach gelegen, eine Ausstellung über die Geschichte der rheinischen Braunkohleindustrie beherbergt. Nach einer Stärkung in der Brasserie des Schlosses erkunden wir den einzigartigen Forstlehrgarten des Schlossparks. Die Nachfahren der vor etwa 25 Millionen Jahren hier ansässigen urzeitlichen Pflanzenwelt stehen lebendig vor uns. Während des Miozäns entsprach die Vegetation des Braunkohlereviers ungefähr derjenigen,
wie man sie heute noch in Florida oder Kalifornien vorfindet. Kein Wunder, hingen doch die beiden Kontinente vormals zusammen. Doch während der Eiszeiten wurde diese Flora in Europa endgültig vernichtet. Der „Braunkohlewald“ beherbergt daher heute Bäume, die in Amerika die Eiszeiten überlebt haben.
Im Anschluss erwartet uns ein Gästeführer der Region, der uns die nächsten drei Stunden während einer Rundfahrt durch das Braunkohle-Revier Einblicke in den Tagebau gewährt. Die riesigen Tagebaugruben und den gigantischen Schaufelradbagger – immerhin eine der größten Maschinen der Welt – in Aktion zu sehen, wird uns nicht unbeeindruckt lassen. Doch das enorme Ausmaß der Förderung hinterlässt auch Fragen. Ebenfalls auf Schloss Paffendorf befindet sich die „Forschungsstelle Rekultivierung“, deren Hauptaufgabe seit 2018 in der Implementierung und Umsetzung der RWE Biodiversitätsstrategie für das Rheinische Revier besteht. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle wird mit uns den Hambacher Forst begehen - DAS Symbol für die Energiewende. Aber bei dem Streit, ob Bäume für Kohle fallen müssen oder nicht, geht es um weit mehr. Denn hier ist ein recht einzigartiges Wald-Ökosystem bedroht, das früher weite Teile des Abbaugebietes bedecke und heute bis auf diesen Rest zusammengeschrumpft ist. Dieser Wald könnte die Keimzelle für eine spätere Wiederbewaldung sein.
Zurück in Aachen ist für den gemeinsamen Ausklang des Tages sicherlich für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. (F)
7. Tag (Do., 29.05.2024): Aachen – Grube Günnersdorf (Mechernich) – Köln
Ein letztes „Glück auf!“ zum Abschied
Der letzte Tag unserer Reise startet gemächlich mit einer Fahrt mitten durch den Nationalpark Eifel bis nach Mechernich. Hier erwartet uns der letzte Programmpunkt. Eine Führung durch die Grube Günnersdorf schlägt ein weiteres Kapitel in der Bergbaugeschichte um Ressourcengewinnung unserer Erde auf. Neben Steinkohle, Braunkohle und Torf kommt nun ein vierter Bodenschatz ins Spiel: Bunterz. Blei, Zink und Silber waren seit dem Mittelalter begehrte Wertstoffe. Napoleon hatte treuen Mitstreitern im Falle eines Sieges Bergbaurechte zugesichert. Ein botanischer Nebeneffekt: Hier in der Eifel und auf vergleichbaren Lagerstätten ist eine spezielle Schwermetallflora, die sogenannte Galmeiflora entstanden, die früheren Erzsuchern den Weg zu den begehrten Metallen gewiesen hat. Nach der Führung und einem kurzen Besuch des angrenzenden Bergbaumuseums treten wir mit vielfältigen Erkenntnissen im Gepäck die Rückfahrt nach Köln an. (F)
Vorbehalt
Änderungen im Programmverlauf (beispielsweise wetterbedingt) behalten wir uns vor.